Die Bayern versprechen mehr Reichweite, günstigere Preise und schnelleres Laden. Doch wird die neue Generation BMW wirklich an die Spitze der Elektro-Szene bringen oder nur aufholen?
BMW spricht seit Jahren über die Zukunft der Elektromobilität, aber die Realität ist, dass sie Tesla, Hyundai, Kia und chinesische Konkurrenten überholen auf allen Fronten. Anstatt Trends zu setzen, folgten sie ihnen meist. Neue Plattform BMW Neue Klasse jetzt wird sich alles ändern.
Die ersten Modelle kommen im Jahr 2025. Das klingt ermutigend, doch Tatsache ist, dass viele Wettbewerber bereits weit in der zweiten oder dritten Generation von Elektromodellen stecken. BMW galt einst mit dem futuristischen i3 als Vorreiter der Elektrifizierung, doch dann ließ die Begeisterung nach. Anstatt die nächste Stufe der Elektromobilität aggressiv zu entwickeln, brachten sie Modelle auf den Markt, die lediglich elektrifizierte Versionen bestehender Modelle waren. Nun behaupten sie, dass die neue Generation billiger, effizienter und schneller sein wird. Bedeutet dies aber, dass BMW endlich zur Konkurrenz aufschließen wird oder lediglich das nachholen wird, was das Unternehmen schon vor Jahren hätte tun sollen? Wird er es tun mit BMW Neue Klasse.
Neue Batteriegeneration: mehr Reichweite, geringere Kosten
Eine der größten Veränderungen ist der Übergang von prismatischen zu zylindrischen Batteriezellen. Diese sind kompakter, ermöglichen eine höhere Energiedichte und geringere Produktionskosten. BMW wird Zellen mit einem Durchmesser von 46 mm und einer Höhe von 95 oder 120 mm verwenden, wie sie Tesla bereits seit mehreren Jahren nutzt.
Bis zu 900 Kilometer Reichweite nach dem optimistischen WLTP-Standard versprechen die Bayern, realistisch sind eher 700 Kilometer. Ein wesentlicher Vorteil der neuen Plattform ist zudem die 800-Volt-Architektur, die deutlich schnelleres Laden ermöglicht. Unter optimalen Bedingungen können in 10 Minuten bis zu 300 Kilometer Reichweite gewonnen werden.
Mit dem neuen Batteriepack-Konzept verringert BMW die Abhängigkeit von teuren Materialien wie Nickel und Kobalt, was die Produktionskosten senken soll. Batterien um 50 Prozent reduziert. Allerdings versprechen die Münchner nicht, dass die Elektromodelle dadurch deutlich günstiger werden, sondern lediglich, dass die Herstellungskosten sinken.
Elektromotoren: mehr Leistung und weniger Verbrauch
BMW führt in der neuen Generation unterschiedliche Elektromotorentypen ein. An der Hinterachse werden fremderregte Synchronmotoren (EESM) eingebaut, die in verschiedenen Leistungsstufen von 268 bis 402 PS erhältlich sind. An der Front werden bei Bedarf Asynchronmotoren (ASM) verbaut, die günstiger und bei der Bremsenergierückgewinnung effektiver sind.
Die neue Konstruktion ermöglicht zudem Konfigurationen mit drei oder sogar vier Motoren, die in den stärksten Versionen theoretisch mehr als 1.200 PS liefern könnten. BMW bleibt jedoch mit konkreten Vorhersagen zurückhaltend und betont lieber, dass die Motoren leichter und 20 Prozent billiger sein werden als aktuelle Lösungen.
Es bleibt jedoch die Frage, wie sich dies auf das Gesamtgewicht des Autos auswirkt. Die Elektromodelle von BMW wie der iX und der i4 gehören zu den schwersten in ihrem Segment und obwohl der neue Antriebsstrang weniger Kilogramm verspricht, sind keine großen Unterschiede zu erwarten.
Intelligentere Elektronik und bessere Wartungsfreundlichkeit
Eine wichtige Neuerung in der Neue Klasse-Architektur ist das Energy Master-System. Es handelt sich um ein elektronisches Steuermodul, das alle Systeme mit Strom versorgt und den Akku überwacht. BMW behauptet, dass dieser Ansatz ein effizienteres Energiemanagement ermöglicht und die Batterielebensdauer verlängert.
Auch die bessere Wartungsfreundlichkeit ist ein großer Vorteil. Heutzutage sind viele elektronische Bauteile direkt im Akkupack verbaut, so dass im Problemfall die komplette Einheit ausgetauscht werden muss. Mit der neuen Generation lassen sich einzelne Teile einfacher reparieren oder austauschen, was den Wartungsaufwand reduzieren könnte.
Wird BMW endlich preislich wettbewerbsfähig sein?
Trotz aller technischen Verbesserungen räumt BMW ein, dass eine Preisparität mit den Benzinmodellen noch lange nicht in Sicht sei. Die Produktionskosten sinken zwar, allerdings nicht schnell genug, um die Preise für Elektromodelle deutlich zu senken.
Gleichzeitig bleiben Fragen hinsichtlich geopolitischer Faktoren offen, da die Produktionspreise stark von Handelsabkommen, Zöllen und Subventionen abhängen. BMW reagiert hierauf mit sechs unterschiedlichen Batterie-Produktionsstandorten, so dass in europäischen Modellen andere Batteriezellen zum Einsatz kommen als in amerikanischen oder asiatischen Modellen.
Doch die entscheidende Frage bleibt: Warum sollte ein Käufer einen BMW einem Tesla oder Hyundai vorziehen? Das Modell Y ist heute bereits erschwinglich und bietet eine sehr gute Reichweite und schnelles Aufladen, während die koreanischen Modelle technologische Fortschritte und aggressive Preise mit sich bringen. BMW verlässt sich auf seine Premium-Identität. Aber wird das ausreichen?
Revolution oder nur Aufholjagd?
Die Neue Klasse wird zweifellos eine der größten Veränderungen in der Geschichte von BMW darstellen, dennoch bleibt der Eindruck, dass es der Marke eher darum geht, mit der Konkurrenz gleichzuziehen, als neue Maßstäbe zu setzen.
Die technologischen Fortschritte sind offensichtlich, die meisten Verbesserungen sind jedoch nicht revolutionär, sondern stellen lediglich den Einstieg von BMW in ein Spiel dar, in dem andere schon seit langer Zeit dabei sind. Wäre diese Plattform vor fünf Jahren eingeführt worden, wäre die Aufregung viel größer gewesen. Heute stellt sich allerdings eher die Frage, ob BMW schnell genug sein wird, um die Führenden einzuholen.
Die ersten Modelle der neuen Generation kommen 2025 und obwohl sie viel versprechen, wird BMW hart arbeiten müssen, um die Kunden zu überzeugen, die in den letzten Jahren bereits die Geduld verloren haben. Am Ende wird der Markt entscheiden – und dieser ist in der Welt der Elektroautos gnadenlos.