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Das Ende einer Ära bei Mercedes-Benz: Gorden Wagener – Der Mann, der Legenden schuf und die Welt spaltete

Der Architekt der „sinnlichen Reinheit“ und langjährige Chef von Robert Lešnik geht in die Geschichte ein.

Gorden Wagener
Foto: Mercedes-Benz

Wer glaubt, Autodesigner seien nur stille Künstler in schwarzen Anzügen, die im Keller Linien zeichnen, der irrt sich. Zumindest im Fall von Gorden Wagener. Er war ein Star. Der Mann, der Mercedes den Hut abnahm und die Sonnenbrille aufsetzte. Doch am 31. Januar 2026 geht diese Ära zu Ende. Nach 28 Jahren und unzähligen Kratzern im Lehm (und vermutlich auch im Ego seiner Konkurrenten) verlässt Gorden Wagener Stuttgart.

Ausscheiden des Chefdesigners (Leitender Designchef) Für eine Marke wie Mercedes-Benz ist das mehr als nur eine Personalnachricht. Es ist ein tektonischer Wandel. Gordon Wagener Er war nicht einfach nur jemand, der sagte: „Stell das Licht ein bisschen weiter nach links.“ Er war ein Stildiktator, ein Hüter des Sterns und der Mann, der die visuelle Sprache des Luxus in den letzten zwei Jahrzehnten prägte. Und ja, er war der Chef unseres slowenischen Design-Asses Robert Lešnik. Doch mehr dazu, wer letztendlich die Fäden in der Hand hielt, später.

Vom Monster zur Seifenoper: Ein Vermächtnis der Gegensätze

Wageners Karriere liest sich wie ein packender Automobilthriller. Er begann 1997, als Handys noch klobig und Mercedes-Modelle schmale Autos waren. Sein erster großer Erfolg? Mercedes-Benz SLR McLaren.

Hier müssen wir kurz innehalten. Der SLR ist kein Auto. Der SLR ist ein Ereignis. Wagener entwarf ihn zusammen mit Gordon Murray (dem Vater von McLaren F1). Das Ergebnis? Eine lange Nase, die in einer anderen Zeit zu enden scheint, und seitliche Auspuffrohre, die schrien: „Eure Regeln interessieren mich nicht!“

Unter der Haube brüllte ein aufgeladener 5,4-Liter-V8-Motor mit 460 kW (617 PS) und 780 Nm Drehmoment. Er beschleunigte in 3,8 Sekunden auf 100 km/h und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 334 km/h. Diese Werte lassen selbst heute noch, im Zeitalter steriler Elektrobeschleunigung, die Köpfe hochstehen. Das war der Wagener in seiner ursprünglichsten Form.

Foto: Mercedes-Benz

Die Revolution der „sinnlichen Reinheit“

Er übernahm 2008 die Leitung und wurde 2016 Chefdesigner (CDO). Seine Vision? Eine Philosophie namens Sinnliche Reinheit. Weniger Kanten, mehr Flächen. Betrachtet man den Übergang von der kantigen W221 S-Klasse zur fließenden, fast erotischen W222 S-Klasse, erkennt man Wageners (und Lešniks) Handschrift. Die W222 ist wohl die schönste Limousine der Neuzeit. Punkt.

Doch jede Medaille hat zwei Seiten. In den letzten Jahren hat Wagener den Übergang zur elektrischen EQ-Baureihe begleitet. Und genau hier scheiden sich die Geister. Modelle wie EQS und EQE sind aerodynamische Meisterwerke mit unglaublich niedrigen Luftwiderstandsbeiwerten, aber optisch… sagen wir mal, sie sehen aus wie „aerodynamische Seifenblasen“. Wagener behauptete, dies sei die Zukunft. Internet-Kommentatoren meinten, sie sähen aus wie eine Computermaus.

„Etwas zu entwerfen, ohne zu wissen, wie die Leute reagieren werden, gehört zum Job. Wer keine Polarisierung riskiert, ist langweilig.“

Foto: Mercedes-Benz

Die Hierarchie der Ästhetik: Wo ist Robert Lešnik?

Für slowenische Leser ist dies eine Schlüsselfrage. Man liest oft, dass „Lešnik Mercedes entworfen hat“. Stimmt das? Absolut. Doch die Hierarchie ist klar. Gorden Wagener war der CDO (Chief Design Officer) des gesamten Konzerns – er bestimmte Strategie, Philosophie und Markenidentität, einschließlich Maybach und AMG. Er führte Regie bei dem Film.

Robert Lešnik leitet das Exterieurdesign. Er ist die treibende Kraft und der Kameramann. Lešnik ist es, der Wageners Philosophie in Metall übersetzt. Wenn man die Linienführung der neuen C-Klasse oder die Flanken der S-Klasse sieht, erkennt man Lešniks Handschrift, geleitet von Wageners Vision. Sie bildeten ein Team – Wagener als Visionär und Lešnik als Umsetzer, der verstand, wie Licht auf Metall fällt. Wageners Ausscheiden wird sicherlich Veränderungen in Lešniks Alltag mit sich bringen. Wird er mehr Freiheiten erhalten? Oder einen neuen Chef mit einer anderen Vision?

Der letzte Schlag und kühne Konzepte

Bevor Wagener sein Büro aufräumt (wo vermutlich ein Andy-Warhol-Gemälde hängt), hinterlässt er uns noch ein paar Geschenke: den neuen CLA, den elektrischen GLC und die Studie Vision Iconic. Letztere polarisierte mit ihrem riesigen Kühlergrill, doch Wagener kümmerte das nicht.

Er war auch für seine Direktheit bekannt. Kürzlich verglich er die Innenräume von Audi-Studien mit Autos aus dem Jahr 1995 und sagte über den BMW iX3, dass ihm das Display im Armaturenbrett überhaupt nicht gefalle. Ironischerweise hat Mercedes darunter den Hyperscreen eingeführt – einen 141 Zentimeter breiten Glasstreifen, der sich über das gesamte Armaturenbrett erstreckt. Immerhin wirkt er bei Mercedes wie ein Teil eines Raumschiffs und nicht wie ein vergessenes Tablet.

Foto: Mercedes-Benz

Fazit: Der Abschied eines Giganten

Ola KälleniusDer CEO sagte, Wagener habe Mercedes-Benz nachhaltig bereichert. Und er hat Recht. Unter Wageners Führung hat Mercedes sein Image als „Rentnerauto“ abgelegt und sich zu einer Marke entwickelt, die von Rappern, CEOs und Formel-1-Fahrern gleichermaßen geschätzt wird.

Meine persönliche Meinung? Wir werden Gorden Wagener vermissen. Selbst wenn man seine elektrischen „Gummibärchen“-Autos nicht mochte, kann man seinen Mut nicht leugnen. In einer Welt, in der Autos immer ähnlicher werden, blieb er seiner Vision treu, so kontrovers sie auch war. Er machte Mercedes cool. Und dafür können wir ihm den überdimensionierten Kühlergrill des Vision Iconic verzeihen.

Was kommt als nächstes? Der 31. Januar 2026 wird der Tag seinDann wird sich in Stuttgart vieles ändern. Bis dahin… danke für die Spiegelreflexkamera, Gorden. Das war Kunst.

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mercedes-benz.com

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