Deutsche Autos galten einst als unantastbar. Mercedes-Benz mit seinem Stern auf der Motorhaube stand für Prestige, Präzision und technische Perfektion. Doch heute, da die Branche mit globaler Konkurrenz, hohen Kosten und strategischen Fehlentscheidungen zu kämpfen hat, scheinen die deutschen Automobilgiganten den gleichen Weg zu gehen wie einst Nokia – vom Marktführer zur bloßen Fußnote in den Geschichtsbüchern. Die Automarken aus Deutschland befinden sich im freien Fall. Kann sie noch etwas retten?
Stellen Sie sich vor, Sie sitzen auf dem Thron eines Automobilimperiums und sind überzeugt, unantastbar zu sein, während sich unter Ihnen bereits eine Flutwelle zusammenbraut. Deutsche Automobilindustrie, das Kronjuwel der europäischen Industrie, befindet sich genau an diesem Punkt – und die Geschichte sitzt ihm im Nacken mit Warnungen, die er nicht länger ignorieren kann. Deutsche Automarken erleiden den gleichen Weg wie Nokia. In einer Zeit, in der sich Trends schneller drehen als die Turbinen des neuesten Porsche, ist es so, als würde man blind auf einer deutschen Autobahn ohne Geschwindigkeitsbegrenzung fahren, wenn man die Konkurrenz unterschätzt. Werfen wir also einen Blick darauf, wie deutsche Automobillegenden bereits untergegangen sind – und warum Mercedes-Benz als nächstes den Preis für die Ignoranz zahlen könnte.
Wenn Arroganz auf Realität trifft
Erinnern wir uns an das Jahr 2015, als Matthias Müller, der damalige Chef von Volkswagen, blickte lächelnd auf Tesla herab und erklärte: „Tesla verkauft jährlich rund 80.000 Autos und macht dabei eine halbe Milliarde Dollar Verlust, während wir 11 Millionen Fahrzeuge verkaufen und 13 Milliarden verdienen.“ Oh, wie bitter diese Aussage heute klingt! Nicht nur, dass Volkswagen in jenem Jahr in den Sumpf des Dieselgate-Skandals geriet, wo das Unternehmen durch Betrug bei Abgastests Milliarden von Euro und seinen Ruf verlor, Tesla wurde in der Zwischenzeit auch zum Leitstern der Elektrorevolution. Heute ist Teslas Marktwert höher als der aller deutschen Automobilgiganten zusammen, und Volkswagen rennt immer noch hinterher und versucht, aufzuholen.
Doch dies ist kein Einzelfall deutscher Blindheit. Erinnern wir uns an Bob Lutz, den ehemaligen Vizepräsidenten von General Motors, der Tesla 2017 als „Kult von Fanatikern ohne finanzielle Zukunft“ bezeichnete und den Konkurs des Unternehmens ankündigte. Jahre später gab Lutz demütig zu, dass er Unrecht hatte, doch der Schaden war angerichtet – Tesla hat seitdem alle traditionellen Hersteller überholt und neue Spielregeln aufgestellt. Die Deutschen, die vor einem Jahrzehnt noch behaupteten, Elektroautos würden „niemals zum Mainstream werden“, sehen nun zu, wie Tesla, BYD und andere chinesische Akteure sie reihenweise überholen.
Die Geschichte lehrt, aber wer hört ihr zu?
Die Geschichte des Automobils gleicht einer Komödie der Irrtümer, in der Arroganz stets eine Hauptrolle spielt. In den 1970er Jahren brandmarkten die amerikanischen Giganten – die Automarken – GM, Ford und Chrysler japanische Autos als „billigen Schrott“. Lee Iacocca, der legendäre Chef von Chrysler, blickte damals auf Toyota und Honda herab, überzeugt, dass sie „mit der amerikanischen Macht nicht konkurrieren könnten“. Das Ergebnis? Die Japaner eroberten mit Zuverlässigkeit und Effizienz den Weltmarkt, und Detroit musste um staatliche Rettungspakete bitten, um zu überleben. Ähnlich verhielt es sich in den 1950er Jahren, als Henry Ford II. europäische Autos unterschätzte und dachte, die Amerikaner wollten nur riesige V8-Motoren. Dann kam der Volkswagen Käfer und wurde zur Ikone einer ganzen Generation, und Ford war sprachlos.
Und jetzt? Die deutsche Autoindustrie, angeführt von Mercedes-Benz, steht an einem Wendepunkt. Chinesische Hersteller wie BYD produzieren nicht nur günstigere Elektroautos, sondern sind den europäischen Giganten auch technologisch voraus. Während die Deutschen noch von ihren Diesel- und Benzin-Blüten träumen, fährt die Welt bereits mit Strom. Wenn sie nicht schnell aufwachen, riskieren sie, zum Nokia des Automobils zu werden – einst Könige, heute nur noch Nostalgie.
Mercedes-Benz: Reinigung oder Beerdigung?
Mercedes-Benz, die Marke, die für Luxus und deutsche Präzision steht, kündigt nun eine „Säuberung“ an – eine Reorganisation, die das Unternehmen wieder auf den Weg zu altem Ruhm bringen soll. Doch die Frage bleibt: Handelt es sich dabei wirklich um eine Chance zur Wiederbelebung oder nur um einen verzweifelten Versuch, ein bereits leckgeschlagenes Schiff zu flicken? Das Unternehmen sieht sich mit sinkenden Margen, zunehmender Konkurrenz und internen Herausforderungen konfrontiert, die nicht mehr aus dem Weg geräumt werden können.
Mercedes-Benz: Eine halbe Million zum Abschied
Mercedes-Benz, einst der unangefochtene König der Luxuslimousinen, führt eines der größten freiwilligen Entlassungsprogramme der Automobilindustrie durch. Laut einem Bericht der deutschen Zeitung Handelsblatt Rund 4.000 Mitarbeiter haben das Unternehmen bereits verlassen, jeder mit einer sechsstelligen Abfindung. Ein langjähriger Teamleiter, der 55 Jahre für die Marke tätig war, kann zum Abschied bis zu einer halben Million Euro bekommen. Turbo-Boni für schnelle Abfahrten? Klingt wie ein verzweifelter Versuch, „Übergewicht“ loszuwerden, während das Schiff sinkt.
Das Programm ist Teil eines Kostensenkungsplans unter der Leitung von CEO Ola Källenius. Das Ziel? Bis 2027 sollen fünf Milliarden Euro eingespart werden, eine Milliarde davon durch die Senkung der Arbeitskosten. Bis zu 40.000 Mitarbeitern außerhalb der Produktion – von Verwaltungsangestellten über Ingenieure bis hin zu IT-Spezialisten – wurden Abfindungen angeboten. In Deutschland sind diese Arbeiter bis 2034 vor Kündigungen geschützt, daher wedelt Mercedes mit Geld herum, um sie zu einem „freiwilligen“ Ausscheiden zu bewegen. Doch es geht nicht nur darum, die Büros aufzuräumen. Das Unternehmen investiert auch in die Umschulung von Mitarbeitern für Arbeitsplätze der Zukunft. Ironisch, oder? Sie feuern dich, aber sie versprechen dir, dir etwas Neues beizubringen – wenn du überhaupt bleibst.
Umzug nach Ungarn: Ist billiger besser?
Während deutsche Werke wie Sindelfingen ihre Produktion drosseln – von 330.000 Fahrzeugen im Jahr 2018 auf nur noch 205.000 im vergangenen Jahr –, erweitert Mercedes sein Werk im ungarischen Kecskemét, wo die Kosten um 70 Prozent niedriger sind. Das ist nicht nur eine Geschäftsentscheidung, sondern ein Eingeständnis, dass das deutsche Hochkostenmodell nicht mehr funktioniert. Die Luxusmodelle S-Klasse und EQS, die einst die Marke prägten, kommen heute aus Fabriken, in denen die Arbeitskräfte billiger, aber dennoch ausreichend qualifiziert sind. Ist das ein Zeichen von Flexibilität oder ein stiller Rückzug aus der Heimat?
Industrie im freien Fall
Mercedes Benz ist kein Einzelfall. Die deutsche Automobilindustrie hat in den letzten zwei Jahren mehr als 55.000 Stellen verloren. Bosch plant bis 2030 22.000 Stellen abzubauen, Volkswagen 35.000 in Deutschland, ZF 14.000. Das ist nicht mehr nur eine Entlassungswelle – es ist ein Tsunami. Die Hauptgründe? Der harte Wettbewerb in China, dem wichtigsten Markt, wo deutsche Marken den Kampf gegen einheimische Hersteller wie BYD verlieren. Hinzu kommen die von US-Präsident Donald Trump verhängten Zölle und eine fehlgeleitete Strategie bei der Umstellung auf Elektrofahrzeuge. Mercedes hat den Traum von einer vollelektrischen Flotte bereits aufgegeben und investiert nun in die Modernisierung seiner Verbrennungsmotoren, während es gleichzeitig eine neue Generation von Elektromodellen vorbereitet. Das klingt nach Selbstläufertum.
Unternehmenskultur: Negative Selektion als stiller Killer – Automarken können das nicht ändern
Das Hauptproblem der deutschen Automobilindustrie sind nicht nur externe Faktoren, sondern eine Unternehmenskultur, die in den letzten Jahren einer negativen Selektion zum Opfer gefallen ist. Führungspositionen werden oft aufgrund von Loyalität statt aufgrund von Fähigkeiten besetzt, was zu mangelnder Innovation und Anpassungsfähigkeit geführt hat. Erinnern wir uns NokiaDer finnische Riese beherrschte den Mobiltelefonmarkt, bis er sich auf seinen Lorbeeren ausruhte. Die Anpassung an Smartphones scheiterte, weil seine Unternehmenskultur – starr, introvertiert und von der eigenen Unfehlbarkeit überzeugt – Veränderungen unmöglich machte. Mercedes-Benz, Volkswagen und andere deutsche Giganten stecken in einer ähnlichen Falle. Die deutsche Präzision, die einst die Welt in Erstaunen versetzte, ist heute eine Fessel. „Man kann die Kultur eines Unternehmens nicht ändern, wenn sie in seiner DNA verankert ist.“ sagte einmal ein ehemaliger Nokia-Manager. Durch die negative Selektion sind Managementteams entstanden, die zu langsam sind, um mit einem sich schnell verändernden Markt Schritt zu halten, in dem die Chinesen billigere, technologisch fortschrittliche Elektroautos anbieten und Tesla weiterhin den Standard setzt.
Was bringt die Zukunft?
Die deutsche Automobilindustrie steht an einem Scheideweg. Mercedes-Benz versucht, ein Gleichgewicht zwischen Sparmaßnahmen und Innovation zu finden, doch die Frage ist, ob es dafür nicht schon zu spät ist. Die Verlagerung der Produktion an günstigere Standorte und Entlassungen mögen notwendige Maßnahmen sein, lösen aber nicht das Grundproblem: fehlende Visionen und eine starre Kultur, die durch negative Selektion zusätzlich belastet wird. Während China und Tesla in die Zukunft rasen, tüfteln die deutschen Giganten noch immer an ihren alten Rezepten. Wenn sie nicht die Lektion von Nokia lernen – sich anpassen oder untergehen –, könnten sie in einem Jahrzehnt nur noch ein Schatten ihres einstigen Ruhms sein.