Wenn ich noch einen „neu interpretierten“ Porsche 911 mit gestepptem Leder zum Preis einer kleinen Insel sehe, muss ich mich wahrscheinlich übergeben. Ehrlich. Die Restomod-Szene ist so übersättigt mit deutschen Käfern, dass es schon fast vulgär ist. Aber gerade als ich dachte, den Reichen sei die Fantasie ausgegangen, kommt der Encor Series 1 daher. Ein Auto, das den legendären Lotus Esprit nimmt, ihn von seiner britischen Verfallsneigung befreit und ihm das gibt, was er schon immer brauchte – moderne Technik und eine kohlenstoffarme Ausstattung.
Seien wir ehrlich. Lotus Esprit Es war immer dieses Auto, das auf dem Poster in deinem Zimmer hing, direkt neben Samantha FoxEs war keilförmig, es war Bonds Auto (das, das unter Wasser fuhr), und es war das Werk des Meisters Giorgetto Giugiaro. Doch es hatte ein Problem: Es wurde in England montiert, zu einer Zeit, als „Qualitätskontrolle“ eher eine vage Empfehlung als eine feste Regel war. Colin Chapman, der Gründer von Lotus, war berühmt für seine Philosophie des „Mehr Leichtigkeit“, was in der Praxis oft „Abstriche bei der Zuverlässigkeit“ bedeutete. Betrachten wir die Reinkarnation – Encor Serie 1.
Hier kommt Encor ins Spiel. Was haben sie gemacht? Sie haben die Seele und die Mechanik des neueren Modells übernommen. V8, entkleideten ihn und steckten ihn in einen Anzug, den er eigentlich schon 1976 hätte tragen sollen.


Engineering „er0s“ unter der Haut
Die Basis dieser Maschine ist Spender Lotus Esprit V8Bevor Sie jetzt die Augen verdrehen: Encor repariert Autos nicht einfach nur, sie erfinden sie neu. Das Stahlrahmenchassis wird komplett überholt und verzinkt. Rost? Fehlanzeige. Dies ist wahrscheinlich das erste britische Auto aus dieser Zeit, das nicht gleich zu Staub zerfällt, wenn man es nur schief ansieht.
Das Herzstück des Boliden ist ein 3,5-Liter-V8-Biturbo-Motor (Typ 918). Ursprünglich war dieser Motor limitiert, da das Lotus-Getriebe das Drehmoment nicht ohne Weiteres bewältigen konnte. Encor hat den Motor komplett überarbeitet: geschmiedete Kolben, neue Turbinen, moderne Einspritzanlage.
Das Ergebnis? Ein Motor mit Flachkurbelwelle, der hochdreht wie ein Rennwagen und 298 kW (400 PS) leistet. Das mag im Zeitalter von 1.000 PS starken Elektro-Hypercars nicht viel erscheinen, aber man darf nicht vergessen: Dieses Auto wiegt kaum mehr als ein Mazda MX-5. Das bedeutet, das Leistungsgewicht ist geradezu furchterregend.
„Das ist kein Auto für eine Generation, die einen Touchscreen zur Klimaanlagensteuerung braucht. Das ist ein Auto für einen Fahrer, der weiß, was ein Mittelklasse-Benziner ist.“
Die Kraft wird (zum Glück) über ein 5-Gang-Schaltgetriebe an die Hinterräder übertragen. Ja, Sie haben richtig gelesen. Schaltgetriebe. In einer Welt, in der Autos schneller die Gänge wechseln, als man blinzeln kann, Schaltgetriebe – ultimativer LuxusEncor arbeitete mit Spezialisten von Quaife zusammen, um das Getriebe zu verstärken und ein Sperrdifferenzial einzubauen. Endlich können Sie die 400 PS voll ausnutzen, ohne sich Sorgen machen zu müssen, dass der Schalthebel in Ihrer Hand bleibt.

Zahlen, die zählen
Wenn du aufs Gaspedal trittst, geschieht Magie.
- Beschleunigung 0-100 km/h (0-60 mph): Weniger als 4,1 Sekunden.
- Höchstgeschwindigkeit: 282 km/h (175 mph).
Diese Zahlen lassen so manchen modernen Sportwagen, vollgepackt mit Elektronik und so schwer wie ein kleiner Panzer, an der Ampel alt aussehen.
Design: Wenn Giugiaro auf das 21. Jahrhundert trifft
Die Karosserie besteht vollständig aus Kohlefaser. Designer Dan Durrant wollte das Original nicht einfach nur kopieren, sondern verfeinern. Die Linien sind fließender, die Verbindungen präziser – etwas, das beim ursprünglichen Lotus aus Kunststoff nicht möglich war. Die ikonische Keilform wurde beibehalten, jedoch mit modernen Details wie LED-Leuchten und 17-Zoll-Felgen (vorn) sowie 18-Zoll-Felgen (hinten).





Die Rückleuchten sind eine Hommage an das Original, doch der Motor ist nun, wie es sich für einen echten Supersportwagen gehört, unter einer Glashaube sichtbar. Und ja, der coole Tankdeckel in der C-Säule ist immer noch da.
Interieur: Wo Nostalgie auf Technologie trifft
Der Innenraum vereint minimalistisches Design der 70er-Jahre mit modernster Technologie von Skyships Automotive. Zwei Bildschirme, ein erstklassiges Soundsystem und – man höre und staune – funktionierende elektrische Systeme erwarten Sie. Wer schon einmal einen alten britischen Wagen gefahren ist, weiß, dass „Lucas, der Fürst der Finsternis“ dafür sorgte, dass die Lichter nur bei Vollmond funktionierten. Der Encor hingegen verfügt über ein komplett überarbeitetes elektrisches System.



Ein Hinweis: Wenn Sie größer als 1,85 m sind, könnte es eng werden. Der Innenraum ist beengt. Das Auto ist niedriger als moderne Supersportwagen, sodass man das Gefühl hat, auf dem Boden zu sitzen. Aber wen interessiert schon Komfort, wenn man in so einem coolen Auto sitzt?
Fazit: Ein Juwel für Auserwählte
Encor plant, nur 50 Exemplare zu bauen. Der Preis? Seien Sie gespannt. Der Grundpreis liegt bei rund 530.000 EUR. ($570,000), zu denen noch die Kosten des Spenderfahrzeugs (Lotus Esprit V8) und Steuern hinzukommen.
Ist das viel Geld für einen „alten“ Lotus? Absolut. Für das Geld bekommt man zwei neue Ferraris. Aber jeder Fußballspieler und jeder Krypto-Millionär, der Glück hatte, besitzt einen Ferrari. Der Encor Series 1 ist für Kenner. Für jemanden, der versteht, dass Autofahren nicht nur bedeutet, von A nach B zu kommen, sondern ein Dialog zwischen Mensch und Maschine ist.
Das ist das Auto, das Colin Chapman bauen würde, wenn er unbegrenzte Mittel und Zugang zu moderner Technologie hätte. Es ist schnell, analog, verdammt schön und – was am wichtigsten ist – es ist nicht Porsche 911. Und das allein ist schon eine halbe Million wert.





