Tesla kündigte am 1. September den Tesla Masterplan 4 auf der X an und betont darin „nachhaltigen Wohlstand“ durch künstliche Intelligenz, Robotik (Optimus) und Autonomie. Das Dokument ist ehrgeizig, enthält jedoch keine klaren Meilensteine. Die Reaktionen sind geteilt: Befürworter feiern die „physische Ankunft der KI“, Skeptiker erinnern an unerfüllte Ziele aus der Vergangenheit und sinkende Fahrzeugverkäufe.
Tesla hat Tesla Masterplan 4 offiziell von der Welt der „nachhaltigen Energie“ in die Welt des „nachhaltigen Überflusses“ gewechselt. Die neue Geschichte verspricht KI, der die physische Welt bevölkern wird, ein humanoider Roboter namens Optimus, der monotone und gefährliche Aufgaben übernimmt, und Autonomie, die „jedem Zeit zurückgibt“. Das auf X veröffentlichte Manifest liest sich wie eine inspirierte Broschüre für das Unternehmen der Zukunft, in der kaum Daten, KPIs oder Budgets erwähnt werden. Es ist sowohl verlockend als auch riskant – insbesondere für ein Unternehmen, das in den letzten zwei Jahren wegen sinkender Umsätze und gebrochener Versprechen unter Beobachtung stand.
— Tesla (@Tesla) 1. September 2025
Was Tesla tatsächlich angekündigt hat
Der Kern des Dokuments: „KI in die physische Welt bringen“, „Hardware und Software im großen Maßstab vereinheitlichen“ und dadurch eine „sauberere, sicherere und angenehmere Welt“ schaffen. Dazwischen gibt es Prinzipien („Wachstum ist unendlich“, „Innovation beseitigt Beschränkungen“, „Autonomie muss der Menschheit nützen“), aber praktisch nichts über wann was kommt, wo der Pilot beginnt und wie viel kosten wird. Dieser Ton – eher eine Vision als ein Plan – passt zu den Screenshots und dem Transkript, die auf X und in den Medien kursieren.
Die Geschichte kehrt zurück: MP2 und MP3 sind noch keine „Häkchen“
Musk gab vor einigen Tagen auf X zu, dass Masterplan Teil Zwei (aus dem Jahr 2016) ist noch nicht abgeschlossen und wird „nächstes Jahr“ – fast ein Jahrzehnt nach seiner Ankündigung – stattfinden. MP2 kündigte vollständige Autonomie und Carsharing an; der von Musk versprochene Robo-Taxis-Dienst ist nur in bescheidener Form und mit viel menschlicher Unterstützung verfügbar.
Masterplan Teil 3 (2023) war ein „Planetary Energy Plan“ – viel Physik, wenige Produkttermine. Unterdessen verzeichnete Tesla im vergangenen Jahr erstmals einen Rückgang der Jahresauslieferungen (–1,1 % gegenüber 2023), und auch in diesem Jahr setzt sich der Abwärtstrend fort, insbesondere in Europa. Auch das Ziel „20 Millionen Fahrzeuge pro Jahr bis 2030“ ist aus den Berichten verschwunden. Diesen Kontext kann MP4 nicht ignorieren.
Ganz zu schweigen von den schlechten Nachrichten: Teslas Energiegeschäft liegt auf Kurs für 2025. Das Unternehmen hat im zweiten Quartal 9,6 GWh Energiespeicherkapazität installiert. Das zeigt, dass „Tesla als Infrastruktur“ Fortschritte macht, auch wenn „Tesla als Automobilunternehmen“ schleppend vorankommt.
Optimus: Vom „größten Produkt der Geschichte“ zum Popcorn-Serviergerät
Optimus ist der Star von Tesla Masterplan 4. In der Praxis sahen wir ihn bei der Eröffnung von Teslas Hollywood Diner Popcorn servieren – für ein paar Stunden. Danach war er laut Mitarbeitern wochenlang „frei“. Mehrere Videos und Berichte deuten darauf hin, dass Teslas öffentliche Demos (noch immer) stark auf Teleoperation oder inszenierte Loops setzen. Tesla stellt Berichten zufolge inzwischen auf reines Vision-Training um und verabschiedet sich von VR-Teleoperation und Motion-Capture-Anzügen. Dies ist Industriestandard – aber noch kein Beweis für autonome Reife.
Es kursieren auch Berichte über ein Redesign der Generation 3 und eine Produktionspause aufgrund technischer Herausforderungen, wobei die Quelle nicht offiziell ist und daher mit Vorsicht zu genießen ist. Gleichzeitig bleibt Musk optimistisch: Interner Einsatz „in kleinen Mengen“ 2025, breiter 2026 – die Zahlen ändern sich, die Vision bleibt groß.
Robotaxi: Cybercab ohne Lenkrad – und ohne Datteln
Tesla enthüllte das Konzept bereits im Oktober 2024 Cybercab (ein Zweisitzer ohne Lenkrad und Pedale) und bekräftigte seine Ambition, autonomes Fahren zum Hauptumsatzträger der Zukunft zu machen. In Austin läuft ein Testbetrieb mit Fahrzeugen des Modells Y, mit verschiedenen Formen menschlicher Steuerung und Fernunterstützung – ein Bereich, in dem die Transparenz (noch) schlechter ist als bei der Konkurrenz. Die Zulassungswege in Kalifornien sind nur teilweise offen; das Unternehmen holt schrittweise Genehmigungen ein.
Wired warf im Juli eine wichtige Frage auf: Wie genau wird Teleoperation geregelt (von der „Fernunterstützung“ bis zur tatsächlichen Fernsteuerung) und wann greift sie? Bis das geklärt ist, bleibt die Lücke zwischen „Robotaxis in PowerPoint“ und Bürgersteigservice bestehen.
Reaktionen: Medien, Investoren und Fancamps
Positives Echo (TeslaNorth, Drive Tesla Canada) feiern „KI in der physischen Welt“ und „nachhaltigen Überfluss“ als logische Fortsetzung von MP3. Skeptisches Lager (Electrek) nennt das Dokument ein „Wirrwarr vager KI-Versprechungen“ – und erinnert uns daran, dass planen ohne Fristen, eher eine Vision. The Verge bringt auch den Knackpunkt auf den Punkt: Teslas Masterplan 4 spricht von „Überfluss“, bleibt aber eher ein Manifest als ein Plan.
An den Märkten? Die Frage, ob Teslas Masterplan 4 den Aktienkurs ankurbeln wird, war bereits in den gestrigen Diskussionen ein heißes Thema; die tatsächlichen Auswirkungen werden davon abhängen, ob Tesla in den kommenden Monaten wiederholbare Demos ohne Fernsteuerung zeigt und wichtige Genehmigungen erhält.
Wie ist das im Vergleich zu Ihrem Rekord (Lambert/Electrek)?
Lamberts Blick ist scharf und direkt: Tesla-Masterplan 4 wird als „utopische“ Schlagwortsammlung und Deckmantel für die KI-Theorie bezeichnet, während Roboter ihren Nutzen erst noch beweisen müssen. Diese Kritik basiert auf zwei Tatsachen: (1) MP2 ist noch nicht fertig; (2) die Fahrzeugverkäufe sinken (und das schon das zweite Jahr in Folge). Dem lässt sich nur schwer widersprechen. Lambert könnte zu hart vorgehen, wenn er Teslas „Power“ in Energie und Produktion abschreibt – das sind die wenigen Punkte, in denen Tesla noch punkten kann (z. B. Anstieg der GWh an Energiespeicherung). Kurz gesagt: Sein Text ist ein gutes Gegengewicht zum starken PR-Ton von MP4, aber das Bild ist differenzierter, wenn wir Energie und mögliche Roboter-Iterationen in die Gleichung einbeziehen.
Größerer Kontext: Humanoide sind dieses Jahr nicht nur Tesla
Während Tesla die Zukunft des Jahres 2030+ ausmalt, sind andere bereits im Stillen dabei, Pilotprojekte durchzuführen: Agility Robotics hat den Humanoiden Digit kommerziell in der Logistik eingesetzt, Figure AI testet ihn bei BMW in den USA und sammelt bei namhaften Unternehmen Kapital ein. Das ist zwar kein Beweis dafür, dass jemand „gewonnen“ hat, aber es erinnert daran, dass der Weg zum Einsatz von Humanoiden noch lang ist. inkrementell, nicht sofort.
Fazit: Tesla Masterplan 4
Masterplan Teil 4 ist – ehrlich gesagt – mehr Vision mögen planen. Und Visionen haben einen Wert, wenn sie in der Realität verankert sind. Teslas aktuelle Realität ist: süßere Ergebnisse bei der Energie, bitterere bei den Autos, ehrgeizige Prototypen bei Robotik und Autonomie, mit sichtbaren Nähten der Teleoperation. Wenn Tesla im nächsten Jahr zeigt messbar Mit den neuesten Fortschritten (menschenlose Roboter, Robotaxis mit vorhersehbarer Zuverlässigkeit, klare Regulierungspläne) wird Teslas Masterplan 4 an Fahrt gewinnen. Andernfalls bleibt er ein Manifest des „Überflusses“ – ein schönes Plakat, das erst noch auf echtem Papier gedruckt werden muss. Man muss sich jedoch bewusst sein, dass Musk letztlich alles erfüllt. Und dass er kürzlich mit Gork AI überraschte, das alle anderen Modelle überholte und in Rekordzeit in den Wettbewerb um die beste KI einstieg. Auch deshalb können wir den „utopischen“ Manifesten Glauben schenken.