Alle reden von einer Revolution. YouTuber schwärmen von den Ladekurven. Aber mal ehrlich – wenn man dieses Auto mal live sieht, ohne Studiobeleuchtung und Filter, passiert etwas Unerwartetes. Nichts. Der Puls bleibt ruhig. Statt von deutscher Dominanz überwältigt zu werden, überkommt einen ein seltsames Déjà-vu. Kommt einem das nicht alles ein bisschen zu... Peugeot vor? Der BMW iX3 Neue Klasse ist auf dem Papier ein Monster, aber in Wirklichkeit beweist er vielleicht nur, dass „Premium“ nicht mehr das ist, was es mal war.
Seien wir ehrlich. Der BMW iX3 Neue Klasse leidet unter einer Identitätskrise. Die ikonische Niere an der Front wurde zwar beibehalten, ist nun aber digitalisiert und kompakter gestaltet – ein Favorit von Minimalisten. Doch wie steht es mit der Gesamtsilhouette? Mit 4,78 Metern Länge ist sie zwar ordentlich, aber im Alltag strahlt der Wagen nicht die gewohnte Kraft dieses Modells aus. X5 oder sogar das aktuelle iX.
Live funktioniert es… allgemein. Würde man die Embleme in die Hand nehmen, würden viele sagen, es handele sich um ein neues Modell aus französischer oder gar chinesischer Produktion. Die Rückleuchten? Eine seltsame Interpretation von 3D-Elementen, eher ein Experiment als zeitloses Design. Und dann ist da noch dieses Gefühl. Sie wissen, was ich meine. Wenn man sich einem echten BMW nähert, erwartet man, dass das Auto mit Autorität auf der Straße steht. iX3 Und es steht da, als ob es sich dafür entschuldigen würde, Platz einzunehmen.




Innenausstattung: Geht es um Nachhaltigkeit oder Kosteneinsparung?
Hier zeigt sich der „Peugeot-Effekt“ am deutlichsten. Erinnern Sie sich an das französische i-Cockpit: kleines Lenkrad, Bildschirme weit unterhalb der Windschutzscheibe, ungewöhnliche Ergonomie. BMW hat mit dem Panoramic Vision-System etwas verdächtig Ähnliches geschaffen. Der Bildschirm, der sich über die gesamte Breite der Windschutzscheibe erstreckt, ist technisch beeindruckend, doch die gesamte Armaturentafel wirkt leer.



„Materialien? Wenn man sie als ‚nachhaltig‘ bezeichnet, klingen sie edel. Wenn man sie anfasst, fühlen sie sich billig an.“
Die Türen. Der Teil, den man jedes Mal anfasst, wenn man ein- und aussteigt. Das harte Plastik an der Unterseite eines Autos, das über 80.000 Euro (mit Ausstattung) kosten soll, ist eine Frechheit. Das Fehlen von Knöpfen ist kein Fortschritt, sondern billigere Produktion. Und das Lenkrad? Die Form ist Geschmackssache, aber dieser „Double-Cut“-Lenkrad vermittelt nicht das satte, sportliche Gefühl, das BMW in den letzten 40 Jahren ausgemacht hat. Es fühlt sich leicht und spielzeughaft an. Als säße man in einem Simulator, nicht in zwei Tonnen Stahl und Aluminium.

Zahlen lügen nicht (anders als Gefühle).
Wenn man die subjektive Enttäuschung über die Materialien einmal außer Acht lässt, ist die Technik unter dem „teuren“ Kunststoff erstklassig. BMW hat hier nicht gespart.
- Batterie: Satte 109 kWh (netto). Das ist eine Energiereserve, die all jene beruhigt, die befürchten, mit leerer Batterie unterwegs liegen zu bleiben.
- Antriebsstrang: Zwei Motoren, Allradantrieb, 345 kW (469 PS) und 645 Nm (476 lb-ft) Drehmoment.
- Leistung: Die Beschleunigung auf 100 km/h ist kraftvoll (laut Daten etwa 4 Sekunden), und die Höchstgeschwindigkeit beträgt 210 km/h (130 mph).
Aber wissen Sie was? Auf gerader Strecke ist heutzutage jedes Elektroauto schnell. Sogar die, die man über Alibaba bestellt. Die Essenz von BMW sollte in den Kurven liegen. Das „Heart of Joy“-System (wer denkt sich bloß solche Namen aus?) verspricht Wunder in Sachen Stabilitätskontrolle und Dämpfung. Und tatsächlich fährt es sich wunderbar. Komfortabel. Aber fährt es sich wie die „ultimative Fahrmaschine“? Oder fährt es sich nur wie ein sehr kompetentes, aber lebloses Elektrogerät? Ohne Luftfederung fühlt es sich auf schlechten Straßen nicht so an, als ob es das Niveau des iX-Modells erreicht.

Aufladen: Das Einzige, was wirklich "Premium" ist
Der iX3 verdient an der Ladestation definitiv Applaus. Die 800-Volt-Architektur ist wirklich beeindruckend. Mit einer Ladeleistung von bis zu 350 kW (theoretisch 400 kW) lässt dieses Auto die meisten Konkurrenten hinter sich. Von 10 auf 80 % in nur 20 Minuten.



Das ist fantastisch. Ironischerweise werden Sie diese 20 Minuten aber im Innenraum verbringen, gegen das harte Plastik der Türen klopfen und sich fragen, warum Sie sich nicht einen gebrauchten X5 mit V8-Motor und Echtleder gekauft haben. Und noch ein Hinweis: Die ersten Modelle werden nur über 11 kW Wechselstrom-Ladeleistung verfügen. Für 22 kW müssen Sie entweder warten oder extra bezahlen. Sparen Sie, wo es geht.
👍 WOMIT MAN ANGEZEIGT HABEN SOLLTE (Technologie und Ingenieurwesen)
-
Charging Monster (800V Architektur): Das ist mit Abstand die größte Stärke. Aufladen per Spitze über 300 kW und eine unglaublich flache Ladekurve. Von 10 auf 80 Volt in ca. 20 Minuten – damit gehört es aktuell zur Weltspitze.
-
Dynamik von „Heart of Joy“: Ein neues Fahrwerk und ein Antriebssteuerungssystem, das ein Nicken beim Bremsen verhindert (vollständig sanftes Anhalten mit Rekuperation) und Radschlupf unglaublich schnell verarbeitet.
-
Antriebseffizienz: Trotz der SUV-Form ist der Kraftstoffverbrauch auf der Autobahn (bei 130 km/h) überraschend niedrig (ca. 23 kWh/100 km), was eine realistische Autobahnreichweite von nahezu 470 km ermöglicht.
-
Panoramasichtanzeige: Das neue Display unter der Windschutzscheibe ist perfekt ablesbar, ersetzt die klassischen Instrumente und bietet eine überlegene Auflösung ohne Blendung.
-
Geräumigkeit: Obwohl er kürzer als der iX ist, bietet er eine enorme Beinfreiheit im Fond („Fußgarage“) und einen ordentlichen Kofferraum (520 l) sowie einen praktischen „Frunk“ (58 l).
-
Assistenzsysteme: Das autonome Fahren (Highway Assist Plus) funktioniert hervorragend, wechselt die Spur schnell und zuverlässig, und das Umgebungserkennungssystem ist auf dem Niveau von Tesla oder sogar besser.
-
Software (UI/UX): Schnelle Reaktionszeiten, logische Menüs (endlich vereinfacht im Tesla-Stil) und hervorragende Integration des Ladevorgangs in die Navigation.
👎 WAS WIRD GEBAUT (Gefühle, Materialien und Einsparungen)
-
„Peugeot-Syndrom“ im Inneren: Wie Sie schon sagten – der Minimalismus ist übertrieben. Das Armaturenbrett wirkt leer, es gibt keine physischen Knöpfe, das Lenkrad hat eine seltsame Form und fühlt sich billig an. Das gesamte Ambiente vermittelt nicht die Wertigkeit und das Prestige, die man für 85.000 € erwarten würde.
-
Teure Materialien an kritischen Stellen: Viel Kritik richtet sich gegen Hartplastik im unteren Bereich der Türen und Säulen. Haptik und Klang bei Berührung entsprechen nicht dem Niveau der Premiumklasse (schlechter als beim alten X3).
-
Der Tod des iDrive-Controllers: Die Abschaffung des legendären Drehknopfs ist für viele BMW-Puristen ein unverzeihlicher Fehler. Alles wird nun per Fingertipp auf dem Bildschirm gesteuert.
-
Fehlen einer Luftfederung: In dieser Preisklasse und bei diesem Gewicht (inklusive Batterie!) ist es offensichtlich, dass das Auto keine Luftfederung besitzt. Auf schlechten Straßen ist es härter und weniger komfortabel als der größere iX.
-
Windgeräusche: Trotz guter Aerodynamik (Cd 0,25) ist bei Autobahngeschwindigkeit ein Windstoß im Bereich der A-Säulen zu hören, der die sonst so angenehme Stille stört.
-
Sprachassistent: Das System ist überempfindlich und hört ständig mit. Wenn man in einem Gespräch das Wort „BMW“ erwähnt, wird man unterbrochen.
-
Ergomatische Blüten: Die Lüftungsdüsen werden digital eingestellt (links-rechts auf dem Bildschirm, oben-unten manuell), es gibt keine Knöpfe im Kofferraum zum Umklappen der Sitze (man muss wie in den 90er Jahren an der Schlaufe ziehen).
-
AC-Laden (Erste Serie): Wenn Sie eines der ersten Autos bestellen, erhalten Sie nur 11kW Wechselstromladegerät. Für 22 kW müssen wir auf die spätere Produktion (März/April) warten.
Fazit: Der BMW iX3 Neue Klasse ist ein gutes Auto, aber eine verlorene Seele?
BMW iX3 Neue Klasse Das Auto ist ein Opfer seiner eigenen ambitionierten Strategie. Die Ingenieure haben hervorragende Arbeit geleistet – Antrieb, Batterie und Software sind erstklassig. Doch die Buchhalter und Innendesigner haben enttäuscht. Dem Wagen fehlt schlichtweg das „Premium“-Feeling, das den Preis von 68.900 € für das Einstiegsmodell rechtfertigen würde, der schnell auf über 85.000 € steigt. Persönlich wirkt er zu steril, zu plastikhaft und, ja, zu sehr wie die Massenware von Marken, die nur die Hälfte kosten.
Wenn Sie Wert auf ausgefeilte Technologie legen und die Haptik der Materialien Ihnen egal ist, ist dieses Auto genau das Richtige für Sie. Erwarten Sie aber das wertige, luxuriöse Gefühl eines BMWs, sobald Sie die Tür schließen und das Lenkrad in die Hand nehmen, könnten Sie enttäuscht sein. Es ist ein großartiges Elektroauto. Aber ist es ein großartiger BMW? Ich bezweifle es stark.





